Biologie

Außerschulischer Lernort Windeck-Rosbach (Forstpraktikum) - 2007

Bericht der Försterin

Forstpraktikum in der Wald- Jugendherberge Windeck-Rosbach
oder
Warum ist der Wald voll mit Baumhäusern?

Raus aus der Schule, reinschnuppern in die Arbeit einer Försterin!
90 Jugendliche mit ihren Lehrern absolvierten bei mir und meinem Kollegen in den ersten beiden Märzwochen ihr Forstpraktikum.
Ich bin die Försterin (Diplom-Forstingenieurin) der Wald-Jugendherberge, gelernte Forstwirtin und Jägerin. Dass diese drei Bezeichnungen jedoch nicht dasselbe sind, haben die Jugendlichen sehr schnell begriffen.


Und überhaupt: theoretisch haben die Klassen 8 des Leibniz-Montessori-Gymnasiums Düsseldorf sich schon viel mit dem Thema „Ökosystem Wald“ beschäftigt. Jetzt bot sich für die Jugendlichen aus der Stadt die Möglichkeit, den Wald praktisch zu erfahren.
Auf einem ersten Waldrundgang wurde schnell klar: zwischen Theorie und Praxis liegen Welten. Nach einem ersten Kennenlernen, den Waldgeboten und der Frage: wem gehört überhaupt der Wald? ging es weiter im Ökosystem Wald. Moose waren ein Thema im Unterricht, es stellt sich schnell heraus, dass die Bestimmung im Gelände weitaus schwieriger war.


Als Vorbereitung zu den Arbeitseinsätzen wurden einige Baumarten näher unter die Lupe genommen. So war es schon sehr überraschend, das die Weißbuche gleich vier Namen besitzt und die Tanne in den Wäldern von NRW gar nicht zu finden ist. Dass die Fichte der häufigste Nadelbaum bei uns ist und die Rotbuche sehr gutes Holz liefert, wurde ebenfalls besprochen. Der Sturm „Kyrill“ hat auch bei uns im bergischen Land einige Schäden angerichtet. Auswirkungen konnten wir uns an einigen Beispielen ansehen.


Nach der Besichtigung eines Hochsitzes für Jäger sollte eigentlich jedem klar geworden sein, wozu diese „Baumhäuser“ dienen.
Nach einem recht entspannten ersten Tag folgte der erste Arbeitseinsatz. Die ersten beiden Klassen fuhren ausgerüstet mit Lunchpaketen in die Nuttscheid, ein ehemaliges, sehr waldreiches Bundeswehrgelände. Auf einer großen Fläche sind mehrere Fichten durch den Sturm umgeworfen worden. Unter ihrem Reisig befanden sich bereits gepflanzte Douglasien, eine Nadelbaumart aus Nordamerika.
Die Aufgabe der Jugendlichen bestand darin, diese Douglasien unter dem Reisig zu finden und vom Reisig zu befreien. Dabei sollten die Pflanzreihen eingehalten werden. Ohne diese Maßnahme hätten die Douglasien keine Überlebenschancen besessen. Motiviert machten die Jugendlichen sich an die Arbeit. Auf der einen Teilfläche ließen sich die Reihen recht schnell finden und die Arbeit ging gut voran. Das Reisig wurde entweder komplett von der Fläche geräumt oder zwischen die Pflanzreihen auf Wälle aufgeschichtet. Auf der zweiten Teilfläche gestaltete sich es schwieriger, da die Reihen kaum zu sehen waren. Aber auch diese Hürde wurde gut gemeistert.

In der zweiten Woche wurde eine ähnliche Fläche von Reisig befreit. Dort wurden im Vorfeld alte Fichten gefällt, da sie ihr natürliches Alter erreicht hatten.
Das Reisig wurde komplett von der Fläche entfernt bzw. auf zwei große Haufen geworfen, die dann angezündet worden sind. Somit wurde dem schädlichen Borkenkäfer sehr viel Brutmaterial entzogen. Die Fläche wurde zügig vom Reisig befreit. Am Nachmittag konnten dann Pflanzreihen markiert werden. In diese Reihen wurden dann Douglasien und Roteichen zur Aufforstung der Fläche gesetzt.
Am zweiten Arbeitstag ging es in beiden Wochen nach Windeck- Mauel.

In einem noch recht jungen Rotbuchen-Bestand (Förster sagen nicht „Wald“) gab es zwei verschiedene Aufgaben. In den Buchen waren reihenweise Douglasien eingemischt. Diese Douglasien sind nicht in der Lage ihre Äste zu verlieren. Dies ist ein großer Nachteil für die Holzqualität. Die Douglasien sollten jetzt „geastet“ werden, dass heißt mit einer speziellen Säge wurden per Hand alle Äste in Reichhöhe stammnah abgeschnitten. Dabei durfte die Rinde nicht beschädigt werden, da diese Stellen die Eintrittspforte für viele Krankheiten darstellt. Mit einigen Ausnahmen wurde diese Aufgabe von den Jugendlichen hervorragend gemeistert. Im Wechsel wurden dann Bäume gefällt. Nach eingehender Unterweisung wurden mit der Bügelsäge Birken, trockene und bedrängende Buchen gefällt. Birken sind die sogenannten „Wasserpumpen“ im Wald und entziehen sämtlichen Bäumen das Wasser. Da ihr Holz leider nicht sehr hochwertig zu verkaufen ist, müssen die Birken aus den Beständen entnommen werden. Begriffe wie Fallkerb, Fällrichtung und natürlich der Ausruf „Achtung, Baum fällt“ sind nun keine bedeutungslosen Worte mehr für die Jugendlichen.

Am Ende der drei ereignisreichen Tage wurde jedem Teilnehmer an seine Leistungen angepasst eine Praktikumsbescheinigung ausgestellt. Der Klasse 8d wurde eine Urkunde für die engagierteste Mitarbeit verliehen.
Rückblickend möchte ich sagen, dass mich die Motivation der Jugendlichen sehr positiv überrascht hat. Mit großem Einsatz ein Ziel verfolgen, in diesem Fall eine Arbeit zu Ende zu bringen ist eine großartige Eigenschaft. Manchen Jugendlichen fehlte allerdings die Einsicht, das man in einem Team arbeitet und jeder seinen Teil zum Erfolg beiträgt.
Ich habe immer nur von den Jugendlichen gesprochen. Ich möchte mich an dieser Stelle auch für die engagierte Mitarbeit der begleitenden LehrerInnen bedanken.
Ich würde mich freuen, noch weitere Klassen des Leibniz-Montessori-Gymnasium Düsseldorf in der Wald-Jugendherberge begrüßen zu dürfen.

 

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