Unser Namenspatron

LEIBNIZ
für Anfänger von Anfängern

GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ

 


Ein Meister in vielen Fächern

Unsere Schule, gegründet 1896, erhielt im Oktober 1945 den Namen von Gottfried Wilhelm Leibniz. Sein Name sollte als Programm für etwas Neues dienen. Das Neue war: Mathematik und Philosophie sollten gemeinsam auf die demokratische Form des Lernens und Denkens hinweisen.
Leibniz "erlebte" noch die letzten beiden Jahre des 30-jährigen Krieges, da er am 01.07.1646 in Leipzig geboren wurde. Er war übrigens nicht nur Mathematiker und Philosoph, sondern auch Physiker, Techniker, Jurist, politischer Schriftsteller, Geschichts- und Sprachforscher. Ganz schön vielseitig also. Außerdem war er auch Diplomat und Bibliothekar. Die Zeit von 1676 bis zu seinem Tod am 14.11.1716, immerhin 40 Jahre lang, verbrachte er als Rat und Bibliothekar bei Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg und seinen Nachfolgern in Hannover. In sein Todesjahr fällt der Sieg des habsburgischen Prinzen Eugen über die Türken in Kroatien. Den Prinzen schätzte er so sehr, dass er ihm die Schrift "Principes de la nature et de la Gr­ce Fondés en Raison" (In der Vernunft begründete Prinzipien der Natur und der Gnade) von 1714 widmete. Vorher hatte er Jura studiert, hatte in Mainz gelebt, und war viel durch Europa gereist - insbesondere Frankreich und England. 1700 gründete er die preußische Akademie der Wissenschaften und wurde ihr erster Präsident. Er versuchte, die Fülle des Wissens zu umspannen und systematisch zu ordnen. Man sagt, er sei der letzte Universalgelehrte gewesen. Er kannte sich in verschiedenen Gebieten aus und war in vielen ein Meister seines Faches. Durch die Entwicklung der Dyadik wurde er zum Urgroßvater der Rechenmaschine, die eine unentbehrliche Grundlage für die moderne Datenverarbeitung bot.

Leibniz: Drei besonders wichtige Aspekte- Dyadik, Monadenlehre und Theodizee. Die DYADIK beruht auf dem An-Aus-Prinzip (vgl. Hamlet: To be or not to be; that's the question!). Und was ist hier die Frage? Leibniz versuchte das Zahlensystem auf die einfachste Weise zu elementarisieren und zwar mit Hilfe des Ausdruckes von plus und minus. Der Vorteil des binären Systems besteht darin, daß sich jede Zahl als Folge allein der Ziffern 1 und 0 schreiben läßt, der Nachteil besteht darin, daß schon für kleine natürliche Zahlen lange Ziffernfolgen benötigt werden, aber das erledigt der Computer spielend.

Das Wort MONADE (gr. 'monas' = Einheit) stammt aus dem 5. Jahrhundert vor Christus und bedeutet eine nicht weiter teilbare Einheit. So sind für Platon die Ideen Monaden, für Pythagoras aber die Zahleinheit. Giordano Bruno, 1600 in Rom als Ketzer verbrannt, nennt als Monade der Monaden Gott, aber nur Leibniz liefert - übrigens in Briefen und Aufsätzen verstreut - eine systematische Monadenlehre.
Die Monade, von der wir hier sprechen wollen, ist nichts anderes als eine einfache Substanz, die in die zusammengesetzten Dinge eingeht; einfach heißt so viel wie: ohne Teile.


Einfache Substanzen muß es geben, da es zusammengesetzte gibt; denn das Zusammengesetzte ist nichts anderes als eine Anhäufung oder ein Aggregat von Einfachem. Nun gibt es dort, wo es keine Teile gibt, weder Ausdehnung, noch Gestalt, noch mögliche Teilbarkeit. Und die Monaden sind so die wahren Atome der Natur, mit einem Wort, die Elemente der Dinge. Es ist auch hier keine Auflösung zu befürchten, und es ist völlig unbegreiflich, wie etwa eine einfache Substanz auf natürlichem Wege zugrundegehen könnte. Aus demselben Grunde ist es unbegreiflich, wie eine einfache Substanz auf natürlichem Wege sollte entstehen können, da sie sich ja nicht durch Zusammensetzung bilden kann. So kann man sagen, dass die Monaden nur mit einem Schlage entstehen und nur durch Zerfall in Teile.

Lehrsätze über die Monadologie (vom Autor nicht mit dieser Überschrift versehen, aber unter diesem Titel in deutscher Übersetzung 1721 erschienen, das französische Original erst 1840)
Monaden sind in sich abgeschlossene, unausgedehnte, unteilbare Einheiten, die als reine "seelische" Kraft alles Seiende aufbauen. Und was unterscheidet Monaden von Atomen? Die Worte bedeuten auf den ersten Blick fast das Gleiche, aber gleich danach ist nichts mehr gleich, denn der Blick auf die Atome geht auf die Bausteine der Welt, und die fragende Mensch steht sozusagen außerhalb des Ganzen. Der Blick auf die Monaden aber verläuft umgekehrt aus der Ganzheit des Universums bis auf das Kleinste, und auch der forschende Frager ist dabei ein kleiner Teil im Ganzen. So völlig unmodern ist die Monadenlehre also nicht.

Die Philosophie der Aufklärung stellt die Frage nach der THEODIZEE (gr. 'Rechtfertigung Gottes' " Wer rechtfertigt eigentlich wen oder was? fragt Sandra): Warum hat Gott keine Welt hervorgebracht, die vom Bösen frei ist?
Leibniz konstruierte seinen Beweis der "besten aller möglichen Welten" unter der Voraussetzung, daß auch das Böse notwendig sei. Wenn diese Welt nicht die beste von allen je möglichen wäre, hätte Gott die beste Welt nicht wissen und also auch nicht erschaffen können oder nicht schaffen wollen - und das widerspräche dem Begriff Gottes und seiner Allmacht und Allliebe. Diese "Essais de Theodic¾e" schrieb Leibniz 1710. Das einzige Buch übrigens, das er veröffentlichte und er widmete es der ersten Preußenkönigin, die ihn schon als junges Mädchen Prinzessin Sophie Charlotte am Hof in Hannover kennengelernt.
Unser Harry meint dazu: "Unser Denken ist an Raum und Zeit gebunden und kann einen raum- und zeitlosen Gott weder denken noch beweisen. Nicht der Weg des Denkens führt zu Gott." Aber das stammt nicht von ihm, sondern von Immanuel Kant.

Eine (fast) unendliche Geschichte
Und so setzt sich das fort, dass Bücher sich aus Büchern schreiben und aus Büchern abgeschrieben werden, besonders wenn es um Leibniz geht.
Und was sagt der Meister selbst dazu?


Gottfried Wilhelm Leibniz: Gott als zureichender Grund der Welt
...
Angenommen, es gäbe ein Werk über die Elemente der Geometrie, das von Ewigkeit her da ist - in der Weise, daß jede spätere Ausgabe von einer früheren kopiert wurde. Dann ist es klar, daß wir die Existenz der gegenwärtigen Ausgabe aus der ihrer Vorgängerin zwar erklären können, daß wir damit für diese Existenz jedoch, gleichgültig wie weit wir zurückgehen, nie im Vollsinn des Wortes einen Grund angeben können. Denn die Frage bleibt offen, warum seit je derartige Bücher existieren, das heißt warum sie überhaupt vorhanden sind und warum mit diesem spezifischen Inhalt. Was auf diese Bücher zutrifft, das trifft ebenso auf die verschiedenen Zustände der Welt zu. Denn ein späterer Weltzustand ist, trotz bestimmter Gesetzmäßigkeiten des Wandels, gewissermaßen eine Kopie seines Vorgängers. Wie weit man daher auch zu früheren Zuständen zurückgehen mag, man wird nirgendwo einen vollständigen Grund antreffen, warum es überhaupt eine Welt gibt und warum sie gerade so beschaffen ist.
...

Aus: Gottfried W. Leibniz, De renum originatione radicale (Schriften, Bd.7, Hildesheim 1965, Seite 302)


Es geht also um den eigentlich unmöglichen "Grenzwert", den regressus ad infinitum.

Wie aber kam Leibniz zum Keks?
Industriell gefertigte süße Plätzchen kamen aus England und brachten von dort ihren Namen "cakes" mit. Seit 1893 produzierte Hersteller Hermann Bahlsen mit 100 Mitarbeitern die Leibniz-Cakes, die er nach dem berühmtesten Einwohner Hannovers benannte, und für die er mit einer kurzen Abhandlung von Leibniz warb und damit ungewöhnliche Werbemethoden begründete. In Hannover nimmt Hermann Bahlsen 1911 die Eindeutschung vor: aus cakes wird Keks und mit dem Leibniz-Keks wird eine Marke geboren.

 

von Sandra Viehmann und Corinna Draga


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