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Werner
Rübsteck ist am 1.August.1927 in Düsseldorf geboren. Seine Eltern waren
Bertha und Albert Rübsteck, außerdem hatte er noch eine jüngere Schwester,
Sofie Ruth Rübsteck. Die Familie wohnte früher auf der Neusser Straße, doch
1938 mussten sie in ein jüdisches Haus umziehen. Schon
im Alter von sieben bis acht Jahren bekam Werner Rübsteck den Hass bzw. die
Ablehnung der Deutschen gegenüber den Juden mit. So wurde er einmal von einer
Erwachsenen Frau als dreckiger Jude bezeichnet, worauf er mit dem Satz:
"Ich bin der Jude und du bist der Drecksack." reagierte. Im
November 1939 stand die jüdische Schule, auf die er ging, in Flammen und auch
die Synagoge wurde in Brand gesteckt. Zu diesem Zeitpunkt war Werner Rübsteck
zwölf Jahre alt und man kann sich vorstellen wie er sich gefühlt haben muss,
als er sah, dass die Leute tatenlos zusahen und sich lustig machten. In
der Pogromnacht suchte die SA seinen Onkel, der nicht zu Hause war und es
klirrte überall in den Nachbarhäusern. In dieser Nacht war das Haus der
Familie Rübsteck das einzige, in dem man nichts zerbrochen hat. Es wurde
schlimmer und Werners Vater war im Gefängnis und man dachte übers Auswandern
nach. Aber nach Palästina auszuwandern, daran dachte man nicht, denn Werners
Vater war viel zu deutschnational. Die Kindertransporte kamen, aber Werner
fuhr nicht mit, weil seine Schwester nicht mitgedurft hätte und so wollten
die Eltern nicht entscheiden. Später hörte er von drei Brüdern, die früher
jeden Tag mit ihm zur Schule gefahren sind. Sie fuhren nach Holland, wurden
dort gefangen genommen, kamen ins Lager und fanden dort den Tod. So bekam er
schon in jungen Jahren mit, was es heißt ein Jude in Deutschland zu sein. Dann
fingen die Deportationen an. Nach und nach wurden die Nachbarn
abtransportiert und schließlich auch die Familie Rübsteck. Sie durften
fünfzig Kilo Gepäck mitnehmen und Essen für drei Tage. Alle mussten sich beim
Bürgermeisteramt einfinden und dort in einem Lastwagen einsteigen. Der Fahrer
wollte Werners Vater helfen den Koffer hinaufzuheben, da schrie jemand:
"Heinrich, du bist nicht mehr ihr Knecht! Lott dem datt raufjeben!"
Auch das registrierte der junge Werner Rübsteck. Sie wurden dann zum
Güterbahnhof in Düsseldorf gebracht und mussten von dort mit all ihren Sachen
zum Schlachthof laufen, wo die Leute gefilzt wurden. Am nächsten Morgen ging
es zurück zum Güterbahnhof, ihr Transport war der letzte mit einem
Personenzug. Der Zug war voll und überheizt und es gab wenig zu Essen. In
Riga angekommen, mussten sie die ganze Nacht in der eisigen Kälte stehen,
bevor man sie dann ins Ghetto brachte. Werner Rübsteck sagte später, dass es
auf dem Güterbahnhof in Düsseldorf bei ihm Klick gemacht hätte und er gefühlt
habe wo es hingeht. Im
Ghetto ist die Familie Rübsteck mit anderen Familien in Wohnungen gekommen,
die die lettischen Juden gerade verlasen hatten. Es gab nichts zu Essen dort
und die Häuser im Armenviertel von Riga waren völlig verwanzt. Hier traf
Werner Rübsteck zum ersten Mal in seinem Leben Wanzen. Werner Rübsteck hatte
fast gar nichts mehr. Er versuchte wie die anderen, etwas persönliches so gut
es ging zu verstecken. Schließlich
wurde er nach Kaiserwald deportiert, wo er Sträflingskleider und eine Nummer
zugeteilt bekam. Die Zeit in Kaiserwald empfand Werner Rübsteck als große
Schikanierung, da er nach 12 bis 14 Stunden Arbeit stramm stehen musste. Im
Herbst 1944, musste er sich entscheiden, ob er sich vor den Russen versteckt
oder ob er ins Lager zurückkehrt. Er kehrte zurück, uns sah schon von weitem
seine Leute in Kolonne stehen. Er hatte in dem Moment große Angst, denn er
wurde dazugestellt und das könnte Walderschießung oder Selektion in Gas
bedeuten. Aber er wurde "nur" wie die anderen nach Deutschland
abtransportiert. Am Hafen wurde er dann registriert und ins unterste Deck
eines Schiffes verfrachtet. Dort war es sehr dreckig und er musste 3 oder 4
Tage ohne Wasser und ohne Toilette auskommen, was sehr unangenehm und eklig
war. In
Danzig stieg ihm zum ersten mal dann der Geruch von verbrannten
Menschenkörpern in die Nase. Dort schliefen teilweise vier Leute in einem
Bett, keine Luft und keine Fenster, man war froh wenn, man einen Platz
bekommen hatte. Er hatte es geschafft sein Gebetbuch durchzuschmuggeln, und
das gab ihm besondere Sicherheit. Seine nächste Station war Burggraben, wo
die sanitären Verhältnisse so schlecht waren, dass er nach einer Woche total
verlaust war. Er bekam Typhus und Ruhr und war körperlich am Ende,
phlegmatisch und zermürbt. Dann
griffen die Russen an. Werner Rübsteck wurde zusammen mit einigen anderen
eingesammelt und wieder zurück nach Danzig gebracht. Dort wurde er zum
Deutschen gemacht. Werner Rübsteck aß sich irgendwie durch, bevor er
vollkommen verdreckt in Bromberg vom Zug gesprungen ist. Er versuchte sich
auf dem Bahnsteig zu verstecken, aber zwei polnische Offiziere fingen ihn ein
und brachen Werner Rübsteck in ein Auffanglager. Dort blieb er zwei drei Tage
lang und dann machte er sich auf den Weg nach Berlin. Dort ging er dann in
ein jüdisches Krankenhaus für Flüchtlinge, in welchem er Kleidung,
Lebensmittelkarten und Geld bekam. Von dort aus startete er zu seiner letzten
Reise nach Krefeld. |